Teuerung lässt Gemüse auf dem Feld verderben“, titelt Tirol.orf.at – betroffen seien vor allem Tiroler Bio-Produkte. „Biofleisch wegen Teuerung weniger gefragt“, schreibt Ooe.orf.at. „Konsumenten schnallen Gürtel enger und greifen vermehrt zu billigeren Produkten“, vermeldet der Standard. Es überrascht nicht: Die Teuerung verändert das Konsumverhalten der Österreicher:innen: Gespart wird dort, wo rasch und einfach Einsparungspotenziale gesehen werden: unter anderem beim Lebensmitteleinkauf. Teurere Produkte werden durch günstigere Alternativen ersetzt, statt biologischer Produkte werden wieder mehr konventionell produzierte eingekauft. Da fragen wir uns: Darf denn angesichts der Teuerung BIO Pause machen?

Individuelle Perspektive versus Blick aufs Ganze

Aus individueller Perspektive betrachtet darf BIO Pause machen: Wenn BIO einfach nicht mehr leistbar ist, wenn jeder Euro umgedreht werden muss, gibt es Wichtigeres, als Bio-Produkte zu konsumieren. Nicht immer ist BIO eine Frage der Prioritäten.

Wenn wir jedoch einen gewissen finanziellen Spielraum haben, wenn wir in anderen Lebensbereichen Einsparungspotenziale hebeln können (einmal mehr das Auto stehen lassen; zu Second Hand-Kleidung greifen; Deko aus vorhandenen Mitteln basteln anstatt Einweg-Deko zu kaufen,…), dann lautet die Antwort: Nein, BIO darf nicht Pause machen, auch nicht vorübergehend. Denn BIO ist mehr als der individuelle Konsum von pestizidfreien, antibiotikafreien Produkten. BIO schützt das Klima. Und da drängt, wie wir alle wissen, die Zeit. Hier die Pause-Taste zu drücken und zu sagen, „beschäftigen wir uns damit erst dann, wenn sich die Preise wieder normalisieren“, geht nicht.

„Zwischen 21 und 37 % – so hoch schätzt der Weltklimarat den Anteil der globalen Treibhausgasemissionen ein, den unsere Ernährung ausmacht“, schreibt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Hier muss also ein klimafreundliches System her. Lebensmittel müssen auf eine Art und Weise produziert werden, die durch und durch klimafreundlich ist.

Das Potenzial von BIO im Hinblick auf die Klimakrise

Die Bio-Landwirtschaft ist hier der richtige Ansatz: „Jährlich erbringen Bio-Böden eine Klimaschutzleistung von 1.082 kg CO2-Äquivalenten pro ha. Die geplante Ausweitung auf 30 % Öko-Fläche bis 2030 verringert die Treibhausgase um 3,1 Mio. Tonnen jährlich. Würden die Öko-Flächen in der Europäischen Union bis dahin auf die Hälfte steigen, könnten die Treibhausgasemissionen sogar um bis zu 8,5 % zurückgehen“, erläutert der Bund Ökologische Landwirtschaft. Er nennt hierfür fünf (sauber durch Quellenangaben unterfütterte) Gründe:

  1. Bio-Höfe arbeiten häufig stark mit Humusaufbau; Humus speichert Kohlenstoff. Ein Bio-Hektar enthält im Schnitt 10 % mehr davon als ein konventioneller Acker. (Anmerkung aus der LieblingsSpeis: BIO ist hier natürlich nicht gleich BIO – selbstverständlich gibt es Betriebe, die dem Humusaufbau weniger Bedeutung beimessen, und andere – wie z.B. der Biohof Steyrl – die ganz intensiv mit Humusaufbau arbeiten)
  2. Öko-Landbau verringert Emissionen: Der Ausstoß vom gefährlichsten Klimagas, dem Lachgas, ist durchschnittlich um 24 % geringer, bei langfristiger Betrachtung sogar um bis zu 40 %.
  3. Bio-Höfe sind sparsam: Sie verbrauchen 50 % weniger Energie pro Hektar.
  4. In der Bio-Tierhaltung bilden Herde und Fläche ein Gleichgewicht (flächengebundene Tierhaltung). Ein Großteil der Futtermittel kommt vom eigenen Hof oder aus der Region. Bio-Futter hat also kurze Wege und deshalb eine bessere Klimabilanz als Futtermittelimporte.
  5. Wir Bio-Konsument*innen und unsere Art und Weise, wie wir essen: Wer sich für BIO entscheidet, isst tendenziell weniger Fleisch und wirft weniger weg – auch das schützt das Klima.

Aufforderung an die Politik: BIO muss zum Standard werden

Dass BIO also besser fürs Klima ist, liegt auf der Hand. Nun muss es nur noch für alle Menschen leistbar werden und für jene, die heute schon BIO kaufen, leistbar bleiben. Hier ist die Politik gefragt: BIO muss der Standard werden! Es mutet ja eigenartig an, dass es „bio“ versus „konventionell“ heißt, denn wenn wir in Zeiten vor der Erfindung synthetischer Düngemittel zurückschauen, war „bio“ ja das Normal. Hierzu eine kleine Anekdote: Eine*r unserer Bio-Lieferant*innen meinte mal: „Warum steht auf den konventionell produzierten Produkten nicht einfach ‚mit Chemie hergestellt‘ drauf‘, warum müssen wir Biobauern extra ‚bio‘ draufschreiben?“ Ja, warum eigentlich?

Vergleichsweise günstiger können Bio-Produkte erst dann werden, wenn es eine ehrliche Bepreisung des CO2-Aufwandes eines jeden Produktes gibt. Hier schneidet dann ein regionales Bio-Produkt sicherlich am allerbesten ab. Und unsere Enkel*innen werden’s uns danken!

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