Ja wir, Elisabeth und Armin. Eine Kreditkarte pro Person pro Woche. Aber auch du und alle anderen Menschen auf unserem Planeten: fünf Gramm Plastik pro Woche! Hochgerechnet aufs Jahr ergibt das 1,8 Kilo Plastik, bzw. 52 Kreditkarten[1].

Wir brauchen dabei die wöchentliche Kreditkarte gar nicht in kleine Stückchen zu schneiden, es ist völlig ausreichend, „ganz normal“ zu essen, zu trinken, zu atmen, uns zu waschen, unsere Zähne zu putzen. Das Plastik in Form von Mikroplastik findet ganz allein den Weg in unseren Körper, denn es ist allgegenwärtig. Die Hinweise auf eine stark gesundheitsschädigende Wirkung mehren sich.

Mikroplastik: mit und ohne Absicht in der Welt

Der Begriff Mikroplastik bezeichnet „winzige Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind und aus unterschiedlichen Kunststoffarten bestehen können“, wie zum Beispiel „Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA), Polyurethan (PU) und viele weitere feste synthetische Polymere. Auch der Abrieb von Reifen (Gummi, Synthesekautschuk) wird als Mikroplastik betrachtet“, klärt das Umweltbundesamt[2] auf. Dabei werden zwei Quellen von Mikroplastik unterschieden:

  • Primäre Quellen, also Produkte, denen bewusst Mikroplastik zugesetzt wird, um eine gewisse Wirkung zu erzielen; Beispiele: Kosmetika, Reinigungsmittel, Farben und Düngemittel.
  • Sekundäre Quellen, bei denen Mikroplastik durch Abrieb und/oder Zerfall entsteht, beispielsweise beim Waschen von Textilien, beim Zuschnitt von Dämmmaterial, beim Reifenabrieb oder beim Kunststoff-Recycling ebenso wie beim Zerfall größerer Plastikteile (z.B. Getränkeverpackungen, Folien), welche im öffentlichen Raum (zum Beispiel am Wegesrand) liegen bleiben und verwittern.

Recycling als Mikroplastik-Schleuder

Apropos Recycling: „Rund 750 Tausend Tonnen (Anm.: Mikroplastik) entstehen dabei jährlich, wahrscheinlich zu einem Großteil in jenen Ländern, in die Plastikabfälle verschifft werden, wo sie aufgrund geringer Sozial- und Umweltstandards ausbeuterisch billig und daher auch ohne Vorkehrungen gegen Mikroplastikemissionen recycelt werden. Davon profitiert die Abfallwirtschaft jener Länder, die ihren Plastikmüll zur Verwertung exportieren. Der Handel mit Plastikabfall ist ein lukratives und schmutziges Geschäft geworden, für das strenge Regeln häufig nur auf dem Papier bestehen und umfassende Kontrollen fehlen“, kritisiert Tina Wirnsberger in ihrem Kommentar zu Mikroplastik.[3]

Es drängt sich die Frage auf: Statt Kunststoff-Recycling besser einfach neues Plastik produzieren? Tina Weinsberger verneint: „Nicht nur die Entsorgung von Plastik ist eine der größten Belastungen unserer Zeit, auch die Plastikproduktion ist ein Klimakiller. Eine Studie der ETH Zürich kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass die dabei entstehenden Schäden sogar noch größer sind, als bisher angenommen. Seit 1995 hat die steigende Nachfrage nach Kunststoffen den CO2-Fußabdruck verdoppelt und erreichte im Jahr 2015 zwei Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent. Das entspricht 4,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, mehr als bisher angenommen. Die gesundheitlichen Folgeschäden sind im gleichen Zeitraum um 70 Prozent gestiegen“, erklärt die Trainerin für nachhaltige Wirtschaft & Politik. Als Ausweg schlägt sie vor, dass mit dem Kunststoffzyklus kein Geld mehr verdient werden darf.

Österreich arbeitet derzeit an einer Mikroplastik-Strategie, das Thema wird im Rahmen des „Green Deals“ auch politisch adressiert. Hier bleibt abzuwarten, wie rigoros zukünftig gegen Mikroplastik und die Geldmacherei mit Kunststoffen vorgegangen wird.

Was können wir tun?

Es ist wichtig, dass sich die Politik mit dem Thema befasst, die großen Stellschrauben identifiziert und an ihnen dreht. Wir Konsument*innen und Erdbewohner*innen haben jedoch auch so manchen Spielraum, unseren Beitrag zur (zukünftigen) Reduktion zu leisten.

Beginnen wir bei den primären Quellen, also jenen Produkten, denen Mikroplastik absichtlich zugesetzt wird:

Die Devise sollte hier natürlich lauten: Finger weg von solchen Produkten! Dank Apps wie Codecheck – wir haben sie in unserem Blogbeitrag zu (Bio)Kosmetik bereits kurz vorgestellt – gelingt es gut, beim Einkauf Mikroplastik in Körperpflegeprodukten und Reinigungsmitteln zu erkennen. Die gemeinnützige Organisation BUND klärt auf, wie Mikroplastik auf den Verpackungen erkannt werden kann und erstellt Listen von Produkten, die Mikroplastik enthalten. Spoiler: Es finden sich darauf Produkte und Unternehmen, die ich als „grüner“ eingestuft hätte.

Wir können aktiv zur Reduktion sekundärer Quellen beitragen, indem wir Plastik wenn immer möglich vermeiden und weniger mit dem Auto fahren.

Ein paar Ideen:

  • Zu plastikfreien bzw. plastikfrei verpackten Produkten greifen (Achtung: viele Papierverpackungen sind innen mit einer dünnen Schicht Plastik überzogen. Nicht alles, was umweltfreundlich verpackt aussieht, ist es auch…)
  • Kleidung aus pflanzlichen und tierischen Fasern kaufen (also Baumwolle oder Schurwolle statt Polyester, Acryl etc.)
  • Beim Waschen Mikroplastik-Waschbeutel verwenden und Flusensieb-Ablagerungen im Mülleimer entsorgen
  • Beim Autofahren spritsparend fahren oder noch besser: Öffis statt Privatauto nutzen
  • Plastik-Abfälle fachgerecht entsorgen

Darüber hinaus können wir Druck auf die Entscheidungsträger*innen in der Politik ausüben und die Hersteller von mit Mikroplastik versetzten Produkten auffordern, umweltfreundlichere Alternativen zu entwickeln.

Wir in der LieblingsSpeis möchten uns gemeinsam mit unseren Kund*innen der Utopie von Zero Waste nähern – diese schließt die Reduktion von Mikroplastik natürlich mit ein. Danke, dass du diesen Weg mitträgst!


[1] https://futurezone.at/meinung/mikroplastik-umweltgifte-tina-wirnsberger-kommentar-meinung/401917405

[2] https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/angebot/analytik/factsheet-mikroplastik_202003.pdf

[3] https://futurezone.at/meinung/mikroplastik-umweltgifte-tina-wirnsberger-kommentar-meinung/401917405

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