Während Linsen in unseren Breiten schon länger auf dem Speiseplan stehen, sind Kichererbsen erst seit einigen Jahren ein Trendlebensmittel der jüngeren Generation, vor allem in weiterverarbeiteter Form zu Hummus oder Falafel. Bei Helmuth Wiesinger in Spannberg im Weinviertel gedeihen Rote Linsen, Tellerlinsen und Kichererbsen seit etwa 2015 auf den Äckern. „Mein Vater hat bereits 2000 auf biologischen Landbau umgestellt, da war er hier in der Gegend einer der ersten. Als Stickstoffsammler hat er vor allem Platterbsen oder Körnererbsen angebaut, welche beide nicht für den menschlichen Speiseplan bestimmt waren. Nach meiner Hofübernahme habe ich mir zum Ziel gesetzt, hier auf Kulturen umzustellen, die direkt vom Menschen verwertet werden können“, erzählt der Familienvater, der sich beruflich das Jahr zwischen der Bio-Landwirtschaft und einem IT-Job aufteilt. Derzeit bewirtschaftet Helmuth mit seiner Familie etwa 75 Hektar Ackerfläche, bald wird er auf 80 Hektar erhöhen, da er für die neue Bio-Verordnung den Anteil an Brachflächen steigern muss.

Fruchtfolge für gesunde Böden

Als Jungbauer hat er nach der Übernahme nicht nur die beiden Linsen-Arten und die Kichererbsen in sein Portfolio aufgenommen: Er erhöhte die Vielfalt auf zehn bis zwölf Kulturen pro Jahr (verschiedene Druschgewürze, Getreide, Hülsenfrüchte). „Wenn ich beispielsweise Mais nur alle zehn Jahre am jeweiligen Feld anbaue, so ist das merklich besser für das Bodenleben; der Schädlingsbefall sinkt und ich brauche wesentlich weniger biologische Spritzmittel – wobei wir ohnehin keine Pflanzenschutzmittel einsetzen“, erklärt Helmuth. „Wir merken, dass auch die mechanische Unkrautregulierung einfacher wird, wenn wir viel abwechseln, da die Unkräuter bzw. Beikräuter ja meist in bestimmten Nutzkulturen gut angepasst sind und dort gut mitwachsen. Bei der Fruchtfolge haben die’s dann nicht so leicht.“ Da drängt sich die Frage auf, warum dann nicht sämtliche Landwirt*innen in diesem Ausmaß auf ihre Fruchtfolge achten? „Dass die Fruchtfolge für den Boden und die Umwelt gut ist, wissen sicherlich alle. In der Praxis macht so eine Vielfalt an Kulturen jedoch finanziell nur Sinn, wenn direkt vermarktet wird. Wer sich nicht mit der Vermarktung beschäftigen will, sondern lieber einfach seine Hänger voll Ernte zum Lagerhaus bringen möchte, ist besser beraten, wenn nur einige wenige Produkte angebaut werden. Für die einfach zu kultivierenden Produkte lässt sich da bei den Zwischen- und Großhändlern ein guter Preis erzielen. Das geht sich bei meiner Vielfalt nicht aus – ich könnte es mir nicht leisten, die mitunter geringe Ernte meiner Spezialkulturen an einen Zwischenhändler zu liefern, da würde dann für mich nichts mehr übrigbleiben“, führt Helmuth aus.

Erfolg mit Direktvermarktung

Helmuth macht die Direktvermarktung Spaß. Diesen Eindruck hatten wir, als er uns kürzlich Nachschub für die LieblingsSpeis vorbeibrachte und sich Zeit für einen Kaffee nahm. 90% der Ernte vertreibt er direkt und beliefert dabei bekannte Namen der ostösterreichischen Gastronomie und Produktion, beispielsweise Habibi & Hawara, Rita bringt’s, Hiel und den Genusskoarl, dem er die Bestellung sogar mit dem Rad liefern kann. Darüber hinaus findet sich auch Sonnentor unter seinen Kunden. Ihm ist wichtig, dass unter den Verbraucher*innen das Bewusstsein dafür steigt, dass Kichererbsen nicht von weit her importiert werden müssen, sondern auch hier in Österreich gedeihen. Als Eiweißquelle werden sie zukünftig eine noch größere Rolle am Speiseplan einnehmen, ist Helmuth überzeugt. Fürs Klima ist es natürlich umso besser, wenn sie keinen weiten Transport hinter sich haben. „Darüber hinaus erfolgt bei uns die Lagerung ohne Energieaufwand in Bigbags, die luftdicht verpackt sind und in der alten Maschinengerätehalle liegen. Damit unterscheiden wir uns von vielen Getreidelagern, die gekühlt werden müssen“, klärt Helmuth auf.

Ideen für den Speiseplan

Warum sollten unsere Kund*innen überhaupt zu Hülsenfrüchten greifen? „Die Zeit ist reif für Hülsenfrüchte – diese sind gut für die eigene Gesundheit und gut fürs Klima“, lautet die prompte Antwort. Schritt für Schritt kamen die Hülsenfrüchte auch in seiner Familie immer häufiger auf den Tisch und lösten Fleischprodukte ab – beispielsweise als nahrhafte Suppe an kalten Wintertagen (Rote Linsen), mit Knödeln und Salat (Tellerlinsen) oder als Hummus und Kichererbsencurry (Kichererbsen). „Ich weiß, dass viele davon abgeschreckt sind, dass sie vorausdenken sollten – es empfiehlt sich ja, die Kichererbsen vorm Kochen mind. zwölf Stunden einzuweichen. Wir machen es jetzt einfach so, dass wir ein Kilo Kichererbsen einweichen und kochen, dann haben wir zwei Kilo weiche Kichererbsen. Diese portionieren wir dann in etwa 40 Dekagramm-Portionen und frieren sie ein. So haben wir stets gekochte Kichererbsen parat, die wir dann nach Belieben weiterverarbeiten“, rät Helmuth.

Wir haben euch ja schon eines unserer Lieblingsrezepte mit den Roten Linsen vorgestellt. Die diplomierte Ernährungstrainerin Sarah Schmaldienst hat in einem ihrer Gastbeträge darüber hinaus viele weitere Vorschläge für Gerichte mit Hülsenfrüchten gesammelt. Unsere liebe Kuchenbäckerin, Kundin und Cousine Margit empfiehlt darüber hinaus folgendes Rezept für Knusper-Kichererbsen: Olivenöl, Curry, Knoblauch, Salz, Pfeffer über die gekochten Kichererbsen – backen, dann zerdrücken, dann nochmals backen, bis sie ganz knusprig sind.

Wir wünschen viel Freude beim Kochen und Genießen und freuen uns, wenn ihr eure Lieblingsrezepte mit uns teilt!

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