Das Wetter ist uns an diesem Samstag nicht hold: Es hat wenige Grade über Null und es schüttet ordentlich. Wir freuen uns, dass dennoch einige Interessierte den Weg nach Kimmerting zu Gabriele und Alois, auch bekannt als „Naturmensch“, auf sich genommen haben.

Am Bio-Erdbeerfeld

Wir beginnen unseren Rundgang draußen und gehen zum Bio-Erdbeerfeld, das viele vom sommerlichen Erdbeer-Pflücken schon kennen. „Hier wachsen fünf verschiedene Sorten Bio-Erdbeeren, in jeweils acht Zeilen“, erklärt Gabriele. Wir erfahren, dass die Erdbeeren drei Jahre lang am gleichen Acker bleiben, bevor Acker und Pflanzen getauscht werden. „Die Erdbeeren tragen schon im ersten Jahr, aber halt nur wenig. Erst im zweiten Jahr sind sie dann ausgewachsen“, erläutert Gabriele. Alois betont, dass die stark zehrenden Pflanzen den Boden ganz schön auslaugen: „Etwa sieben Jahre werden die Äcker dann mit anderen Kulturen bestellt, bevor wir wieder Erdbeeren hinpflanzen können.“ Aufwändig, so lernen wir, ist vor allem das Jäten von Unkraut, denn auch von den Vorkulturen sind noch viele Samen im Boden, die im Frühjahr aufgehen. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft wird im Bio-Landbau das Unkraut nicht einfach mit chemischen Spritzmitteln abgetötet, sondern händisch entfernt. „Dabei heißt es auch von den Bio-Bauern, dass sie immer wieder rausfahren zum Spritzen. Da haben die Leute schon Recht, nur spritzen wir halt ausschließlich Effektive Mikroorganismen, die den Boden nachhaltig fördern und unterstützen. Es kommt keine Chemie aufs Feld“, erklärt Alois. Den Unterschied, so sind Gabriele und Alois überzeugt, merken auch die Kund*innen. Sie können sich über sehr viel positives Feedback freuen, das auch den schmerzenden Rücken nach langen Tagen auf dem Erdbeerfeld ein Stück weit vergessen lässt: „Wenn dir jemand sagt: ‚Mein Kind kriegt von den Erdbeeren, die es auf anderen Erdbeerfeldern gegessen hat, schreckliche Ausschläge, aber eure Erdbeeren kann es mit Genuss und ohne Nachwirkungen essen‘, dann weißt du, dass sich die Mühe lohnt“, erzählt Gabriele stolz. Sie, die „Zuagroaste“, die zuvor am Bio-Kräuterhof Aufreiter viele Jahre mitgeholfen hat, war es, die den Hof auf biologische Landwirtschaft umstellen wollte, und freut sich, dass auch Alois von der Idee zu überzeugen war. Seit Juni 2023 sind die Erdbeeren bio-zertifiziert, im Jahr 2024 sind auch all die anderen Produkte biologisch.

Verarbeitung zur gefriergetrockneten Erdbeere

Nach unserem kurzen Aufenthalt beim Erdbeerfeld wechseln wir ins Trockene: In den Verarbeitungsraum mit Gefriertrockner, den Alois in den ehemaligen Kuhstall gebaut hat. Der Gefriertrockner erinnert von der Größe her eher an eine Waschmaschine. Für die Gefriertrocknung werden die Früchte zuerst in gleich große Stücke geschnitten und anschließend auf den Trocknungsblechen ausgelegt und in der Gefriertruhe tiefgefroren. Erst dann kommen sie in den Gefriertrockner. Ein Trocknungsvorgang dauert 24-48 Stunden. „Man muss zwischendurch immer wieder nachschauen, wie es um die zu trocknenden Früchte steht. Sie zu lange im Trockner zu lassen, ist zwar nicht qualitätsmindernd, aber der Stromverbrauch ist dann unnötig hoch“, erklärt Gabriele.

Technologisch gesehen ist das Besondere am Gefriertrocknen, dass die Eiskristalle direkt in einen gasförmigen Zustand verwandelt werden, sie verflüssigen sich nicht. Damit die so genannte Sublimation von Wasser überhaupt funktioniert, ist neben der Kälte auch Unterdruck nötig. Das heißt, dass der Gefriertrockner mit einer Vakuumpumpe verbunden ist, die den Flüssigkeitsentzug ermöglicht. Der Strom für den Trockner kommt, so die Sonne ausreichend scheint, aus der hauseigenen Photovoltaik-Anlage.

Gefriergetrocknete Produkte sind leicht, sehr knackig und voller Geschmack. Das Schöne an dieser Verarbeitung ist, dass Vitamine und Nährstoffe in den Produkten erhalten bleiben. Dass gefriergetrocknete Produkte die Feuchtigkeit aus der Luft rasch wieder aufnehmen, ist uns gestern aufgefallen: Zu Beginn unserer Verkostung noch ganz knackig, waren die Kostproben ein, zwei Stunden später schon leicht gummig. Das bedeutet, dass die gefriergetrockneten Früchte und Gemüsestücke stets luftdicht verschlossen gelagert werden sollen. „Wir empfehlen für den Hausgebrauch luftdicht schließende Gläser, die nur für die kurzzeitige Entnahme geöffnet werden“, erklärt die Expertin. Dass sie die Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen, kann aber auch von Vorteil sein: „Ich mache im Winter gern ab und an Erdbeertorten: Einfach die Erdbeerstücke oben auf die Torte legen – sie nehmen die Feuchtigkeit aus der Creme und der Luft auf, schmecken wie frisch geerntete Erdbeeren und sehen toll aus!“

Zeit für anregende Gespräche in der warmen Stube

Die Gefriertrocknung fasziniert uns. Nach dem Rundgang in der Kälte und die Zeit im Gefriertrocken-Raum freuen wir uns jedoch auf die warme Stube mit Holzofen. Dort erfahren wir bei einer Tasse hausgemachtem Tee viel Interessantes über die Christbäume von Alois (Tipp: Vor Weihnachten könnt ihr seine Christbäume entweder vor Ort am Hof oder in Rohrbach-Berg in der Nähe vom McDonalds erwerben) und können köstlichen Haferreis, verfeinert mit hofeigenem Lauch, probieren. „Eine Kundin hat uns auf die Idee gebracht, unseren Nackthafer schleifen zu lassen“, erzählt Gabriele. Das Ergebnis ist hervorragend: Haferreis hat die gleichen Kocheigenschaften wie weißer Reis (Verhältnis Wasser:Reis 2:1, Kochdauer 20min) und ist für Menschen mit Glutenunverträglichkeit bestens geeignet.

Mit dieser gemütlichen Stube, in der Gabriele ihre Produkte abfüllt, hat sie noch einiges vor: Bald soll dort regelmäßig zum gemeinsamen Spinnen und Handarbeiten ein „Spinnada Mittwoch“ mit Christiane Seufferlein stattfinden. Darüber hinaus bildet sich Gabriele, bereits diplomierte Kräuterpädagogin, derzeit in der Lehre von Hildegard von Bingen weiter und möchte ihr Wissen bald in Form von Workshops vermitteln.

Den liebevoll gestalteten Hofladen von Gabriele (derzeit samstags von 9-12 Uhr geöffnet) mit allerhand Getreide, Säften, Tees, Ölen und gefriergetrockneten Produkten können wir sehr empfehlen. Wer nicht nach Oepping fahren möchte, wird bei uns in der LieblingsSpeis fündig: Von Naturmensch bieten neben wir neben Gemüse, Haferreis und gefriergetrockneten abgepackten Erdbeeren seit der LieblingsSpeisereise offene gefriergetrocknete Erdbeeren an, die wir euch gerne in mitgebrachte Schraubgläser füllen.

Die vielen Ideen, gepaart mit Tatendrang und einer ordentlichen Portion Mut, Neues zu wagen, haben uns alle sehr inspiriert. Der Werdegang der beiden zeigt, dass unser Menschenleben dafür genützt werden kann und soll, immer wieder Neues auszuprobieren und Träume zu verwirklichen. Danke, Gabriele und Alois, für eure Gastfreundschaft und Offenheit. Es hat uns sehr gefreut!

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